Erst zwei Jahre Corona Pandemie, dann meine Krebserkrankung. Jetzt, im dritten Jahr, Mitte August war es endlich soweit. Alle Zeichen standen auf grün, meine Kräfte nahmen zu und die kanadischen Grenzen waren wieder offen. Dann das Unfassbare: Wir saßen tatsächlich im Flieger nach Whitehorse, es ging wieder in mein Seelenland, den Yukon.
Als mein Hausarzt mir die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs mitteilte, konnte ich es natürlich nicht fassen. Spontan sagte ich: „Ich habe doch noch so viel vor!“ Er fragte mich, was ich denn vorhabe. Ich sagte Ihm: „Ich will wieder schreiben und nach Kanada reisen.“ „Machen sie es, fangen sie an!“ Er meinte, 50% der Heilung sind eine positive Einstellung und ein Ziel. Ich wusste, er hat Recht.
Nach meiner OP kamen Bilder zu mir. Einmal, wie ich am Meer stehe und Möwen beobachte und wie ich in Kanada paddle und einen Fisch fange.
Mein Heilungsziel war geboren: Im Frühjahr brauchte ich viel Wärme, also fuhren wir ans Mittelmeer nach Italien. Im August wollte ich unbedingt wieder nach Kanada. Alles was ging nutzte ich, um wieder zu Kräften zu kommen. Reha, Krafttraining, Osteopathie, Homöopathie ….
Ich habe es geschafft! Wir hatten eine wunderschöne Zeit im Yukon. Sogar mein Verlag hat sich gefreut, dass ich wieder schreiben möchte. Was für ein Segen!
Vor Heikes´s Coffeeshop. Ankunft in Carcross
Clan-Totempfähle der Carcross/Tagish First Nation in Carcross
Eine Trapperhütte im Ort
Schamanische Reise
2002 in meinen dritten Yukon Jahr, besuchte ich einen Schamanen. Zwei Fragen bewegten mich schon seit langem. Während der Zeremonie bekam ich die Antwort: „Du kommst hierher (in den Yukon), um zu lernen“. Ich verstand nicht, was er meinte und wollte es genauer wissen. Bekam aber immer ich die gleiche und bestimmte Antwort: „Du kommst hierher, um zu lernen“. Dann sagte er noch: „Lebe deine Gabe!“ Das war alles.
In all den Jahren – jetzt sind es schon über 20 Jahre – erlebte ich durch meine G’witschin Freundin Shirley die Lebensweisen und Zeremonien der Carcross/Tagish First Nation People, unternahm mit meinem Freund Dan und meiner Frau viele traumhafte Kanu- und Jagdtouren und nicht zuletzt zeigte ich auf 17 Kanutouren Wildnis begeisterten Menschen die Schönheit und Ursprünglichkeit des Yukon. Nach all den Jahren weiß ich: „Ich habe eine ganze Menge gelernt und gebe es gerne weiter!“.
Erster Test im kanadischen Busch
Als ich mit meiner Frau in Carcross ankam war die Freude groß. Anfang des Jahres gab es eine Zeit, da wusste ich nicht, ob ich jemals wieder meine Freunde und den Yukon sehen würde. Ich war bewegt, meine Freunde meinten, ich wäre ein Teil der Community, der Gemeinschaft geworden.
In den zwei Wochen vor meiner geführten Kanutour machten wir kleinere Touren. Ich brauchte Zeit, um anzukommen, meine neue Körperlichkeit auszuprobieren und zu schauen, wie ich mit Medikamenten und Diabetes in der Wildnis zurechtkomme. Es hat wunderbar geklappt und ich fing sogar eine Seeforelle, jeh man!
Polarlichter und gigantischer Regenbogen
Die Kanutour war super. Das Organisieren und im Yukon wieder
unterwegs zu sein hat mir viel Kraft gegeben.
Mit Myriam Kentrup von der Wildnisschule Wildeshausen und Bernd Bühler von der Wildnisschule Tippicamp am Bodensee hatte ich ein starkes Leitungsteam.
Insgesamt waren wir zu zehnt und erkundeten 14 Tage lang einen wunderschönen Fluss. Alle packten mit an und achteten rücksichtvoll aufeinander. Alle hatten ihre Aufgaben. Wenn wir mit unseren Kanus anlandeten ging es erstmal ans Spurenlesen. Ist der Platz sicher? Sind hier frische Bärenzeichen? Danach ging es ans Küchenzelt. Nach ein paar Tagen der Eingewöhnung war der „Tarpclan“ super fix. Im Nu stand die Küchenplane mit all Ihren Stangen und Superknoten. Der „Feuerclan“ machte reichlich Feuerholz und die Küche war zack zack readdy to go. Ich war beindruckt, wie alles Hand in Hand ging.
Das Paddeln und die Herausforderungen waren für mich teilweise sehr anstrengend. Dank einer starken Truppe brauchte ich manchmal nur mein Zelt aufbauen und konnte mich hinlegen.
Ich bin so dankbar, dass ich diese Tour machen konnte und alles gut klappte. Unsere Highlights waren: Luchs-, Fischotter-, Bären-, und viel Wolfs- und Elchspuren, eine Elchkuh mit Kalb, viele Weißkopfseeadler, Adlerfedern gefunden, wandernde Lachse, einige sehr nahe Biber, über 10m Hechte gefangen und am Lagerfeuer verspeist, ein gigantischer zweifacher Regenbogen nach einem Starkregen und drei Nächte lang bei sternenklarem Himmel zappelnde Polarlichter.
Wir entschleunigten die Zeit, kamen zur Ruhe und hatten eine tolle Zeit. Am Schluss leuchteten unsere Augen vor lauter Freude und schöner Begegnungen.