Sabbat Jahr – Auszeit – Jubeljahr
Aus meinem Sabbat Jahr 2013/14
Als ich am 18.5.2013 in den Flieger von Frankfurt nach Seattle/USA stieg, konnte ich es kaum fassen: ich hatte es tatsächlich geschafft! Ab jetzt beginnt mein Sabbat Jahr, mein Jubeljahr. Ein Jahr unterwegs im Yukon und Neuseeland. Mein Traum bekommt Geschmack, es kribbelt, ich bin auf dem Weg in die Wildnis von Kanada!
Bis hier hin war es ein langer Weg. Es gab so viel zu organisieren, dass ich manchmal dachte, ich schaffe es nicht loszukommen. An dieser Stelle möchte ich meinen Freunden Christoph Terfurth, Patrick und Tina Schank und meinem Bruder Axel ganz herzlich für ihre Unterstützung danken. Mit guten Freunden geht eben vieles besser, manches wird überhaupt erst möglich!
Wie kam es zu meinem Sabbat Jahr?
Ein kleiner Einschub aus der Jetztzeit. 2008 hatte ich eine große Krise, die in einem schweren Autounfall gipfelte. Meine Schutzengel hielten beide Hände über mich. Mein Auto hatte Totalschaden und ich hatte das riesige Glück, unverletzt überlebt zu haben.
Mein Leben lag in Scherben. Mein Homöopath sagte „Herzlich willkommen auf der Erde! Anscheinend hast du auf der Erde noch etwas zu erledigen. Dann kam die große Frage. Er fragte mich: Was fängst du mit deinem neuen Leben an? Ich hatte keine Antwort.
Die Geschichte ist natürlich länger, ich kann aber sagen, dass in meinen Träumen bei Tag wie auch bei Nacht der Satz kam: „Schreibe das Buch über Vogelsprache“. Ich hatte riesige Widerstände. Es half aber nichts. Letztendlich machte ich Nägel mit Köpfen und endschloss mich, das „Vogelsprache Buch“ zu schreiben. Ich schloss meine Sanitärfirma, packte meine sieben Sachen, und zog vom Weserbergland ins Allgäu. Die Energie floss wieder. Bei Freunden fand ich einen guten Platz zum Wohnen und oh Wunder, ein paar Wochen später einen Verlag, der mein Buch veröffentlichte. Ein Jahr schrieb ich an meinem Buch. Die Auseinandersetzung mit mir und dem Buch war für mich ein riesiger Prozess. 2010 erschien „Die geheime Sprache der Vögel“. 2012 folgte meine erste CD „Vogelsprache“.
Dann kam der Ruf aus dem Yukon. Mein Freund Dan, der im Yukon lebt und den ich schon über viele Jahre besuchte, sagte: „Hy Ralph, komm doch für längere Zeit in den Yukon. Wir können dann längere Wildnis Touren machen. Auch hier war der Entscheidungsprozess länger, aber letztendlich entschloss ich mich, meinen Träumen zu folgen und für einen Jahr nach Kanada zu gehen. Meine große Krise war ein Anfang!
Campen mit Bären
In Seattle angekommen, nahm ich den Bus und fuhr durch die tropisch anmutenden Küstenregenwälder Washingtons, setzte mit einer kleinen Fähre über nach Vancouver Island und trampte bis an die Nordspitze der Insel nach Port Hardy. Als ich mich auf dem Campground anmeldete, sagte mir der Eigentümer schon fast beiläufig, ich sollte vorsichtig sein, auf dem Campground wären in den letzten Tagen zwei Bären und sogar ein Puma gesichtet worden. Ich sollte alle Lebensmittel im Haus verstauen. Ja super, herzlich Willkommen im Bärenland!
Es ist schon beeindruckend, wie entspannt die Leute hier mit den Bären umgehen. In Deutschland wären solche Bären sofort erschossen worden.
Die Nacht war ruhig. Um meine Fähre um 7.30h nach Alaska zu bekommen, brauchte mein Wecker gar nicht erst zu klingeln. Um 4.00h weckten mich, wie im Paradies die schönsten Vogelgesänge. Zudem kreisten und riefen über den gigantischen Zedernbäumen noch mehrere Weißkopfseeadler. Ich sag ja, ich war im Paradies.
Mit der Fähre nach Alaska
Die Fährverbindung von Vancouver hoch nach Alaska, die legendäre Inside Passage, war einfach gigantisch. Ganze drei Tage und Nächte führ die Fähre entlang der kanadischen Küste bis hoch nach Skagway/Alaska. Die Landschaft hat etwas von der norwegischen Schärenküste, nur viel riesiger. Die recht kleine Fähre tuckerte vorbei an blauweißen Gletschern, kleinen Inseln und endlosen Wäldern. Und das alles bei strahlendem Sonnenschein, bei 30°C und kurzer Hose. Absoluter Wahnsinn!
Der Fährkanal ist manchmal so schmal, dass es aussieht, als ob die Fähre gerade durchpassen würde. Andere Abschnitte waren wiederum so breit, dass man das Gefühl hat man wäre auf hoher See.
Das Schöne an der Fähre ist, dass man die Möglichkeit hat, auf Deck in einem Liegestuhl zu übernachten oder sogar sein Zelt aufzubauen. Ja, Zelten! Natürlich kann man keine Heringe ins Deck schlagen, sondern muss alles mit Duck Tape festkleben und zusätzlich mit Schnüren sichern. So manches Zelt ist schon bei Windböen ins Meer geflogen.
Das Allerbeste an der Fahrt ist, dass man hervorragende Chancen hat, Wale und Hochseevögel zu beobachten. Und, was soll ich Euch sagen? Ich hatte richtig Glück! Zwei Gruppen Orca Wale schwammen vorbei, sogar mit Jungen, Delfine, mehrere Buckelwale und tausende Seevögel; Lummen, Prachttaucher, Eistaucher, Tauchenten, Seeschwalben konnte ich beobachten und einige auch photographieren.
Zu Hause im Yukon
Nach drei Tagen „On the Road“ und weiteren drei Tagen auf der Fähre und insgesamt 2500km bin ich nun endlich in Skagway/Alaska angekommen. Was für eine Freude, mein Freund Dan stand am Hafen holte mich ab. Mit dem Auto fuhren wir von Alaska durch die noch verschneiten Ausläufer der Rocky Mountains über die Grenze nach Kanada in den Yukon. Selbst die Vögel begrüßten mich im Yukon. Jetzt im Mai war die Hochbalz der Schneehühner. Sie saßen auf den Leitplanken balzten nahe der Straße und saßen sogar recht vertraut auf der Straße. Es kribbelte wieder, ich fühlte mich, als ob ich nach Hause käme. Mit Sicherheit würde ich hier eine fantastische Zeit haben. Wir werden Kanutouren tief im kanadischen Busch unternehmen, angeln und jagen, Bären, Elche, Adler und viele andere Tiere beobachten.
Der Bundesstaat Yukon ist etwa so groß wie Deutschland, Österreich und die Schweiz zusammen und hat nur ca. 35.000 Einwohner. Alleine Deutschland hat zum Vergleich 83 Millionen Einwohner.
Am Flughafen von Whitehorse, der Hauptstadt vom Yukon, hängt ein Schild: Willkommen im Yukon, hier wohnen 200.000 Karibus, 120.000 Elche, 25.000 Wölfe, 16.000 Bären und 35.000 Menschen. Yukon ist Bärenland!